Die alte Turbine läuft wieder
Die alte Turbineläuft wieder
Gegen 100 Jahre dürfte sie auf dem Buckel haben, die Turbine in der alten Säge in Oberschan. Seit Dienstagabend läuft sie nach aufwendiger Revidierung wieder - und liefert damit sauberen, erneuerbaren Strom.
Von Thomas Schwizer W&O Ausgabe 29. Januar 2009
Oberschan. - Die Politische Gemeinde Wartau hat Anfang 2007 die alte
Säge im "Wartauer Mühlendorf" Oberschan gekauft. Seither wurden verschiedene Massnahmen umgesetzt, um sie vor dem Zerfall zu bewahren und der Nachwelt zu erhalten.
Mit der Wiederinbetriebnahme der gegen 100 Jahre alten Francis-Spiralturbine nach einer schwierigen und aufwendigen Revidierung konnte am Dienstagabend ein historisch wertvoller Schritt gemacht werden. Gleichzeitig kann damit ein kleiner, aber sinnvoller Teil an die Produktion von sauberer, erneuerbarer Energie beigesteuert werden.
Gemeindepräsident Beat Tinner freute sich, dass man mit der Wiederaufnahme der Stromproduktion in diesem Kleinstkraftwerk einen Beitrag ans Energiekonzept leisten könne, das alle Werdenberger Gemeinden gemeinsam umsetzen wollen. Er rief auch Korporationen, Ortsgemeinden und Schulgemeinden dazu auf, eine Vorbildfunktion beim Einsatz von erneuerbaren Energien zu übernehmen - was teilweise bereits der Fall sei.
"Es war ein Kraftakt"
Peter Müller, Betriebsleiter der Abwasserreinigungsanlage, bezeichnet sowohl die Sanierung des Gebäudes als auch den Ausbau und Wiedereinbau der total revidierten Turbine als Kraftakt. Es habe sich aber gelohnt, und jetzt funktioniere die mit Wasser aus dem Mühlbach angetriebene Anlage zur Stromerzeugung wieder "lupenrein". Müller hat zusammen mit seinen Mitarbeitern viel Arbeit geleistet, bis der grosse Moment der Inbetriebsetzung erfolgen konnte.
Beat Fuchs von der Zobo Hydropower AG in Brienz beschrieb den schlechten Zustand der arg beschädigten Francis-Turbine in der alten Säge, als er für die Revisionsarbeiten angefragt worden sei. Er bezeichnete es aber als cleveren Entscheid des Gemeinderates, mit der Erhaltung dieser alten Technik ein Stück Geschichte lebendig zu erhalten. Die Turbine - über deren Restauration er sich freue wie ein Bähnler über eine alte Dampflok - biete nun einen hohen Wirkungsgrad von über 85 Prozent. Insgesamt könnten mit der Anlage in der alten Säge maximal 30 000 kWh Strom pro Jahr produziert werden. Die Anlage hat laut Peter Müller eine mittlere Leistung von zirka 4-5 kWh pro Stunde. Sie könne auch als geeignetes Anschauungsobjekt für die Stromproduktion dienen, beispielsweise für Schulen.
Beat Tinner konnte bekannt geben, die nationale Netzgesellschaft Swissgrid habe vor wenigen Tagen mitgeteilt, dass für den mit dieser Anlage produzierten Strom ein Vergütungssatz von 31,7 Rappen pro kWh für die Einspeisung erwartet werden dürfe. Damit kann die Investition zu einem grossen Teil amortisiert werden.
Hansjakob Hanselmann als Präsident der Dorfkorporation Oberschan gratulierte zum Entscheid, die Turbine zu restaurieren und wieder in Betrieb zu nehmen. Er wies darauf hin, dass die Dorfkorporation selbst mit zwei eigenen Wasserkraftwerken am Mühlbach mehr als ein Viertel des gesamten Stromverbrauchs des Dorfes Oberschan produziere.